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Sustainable Campus Café zu „Nachhaltigkeit und Gesundheit“

Wie gestalten wir gemeinsam den Hochschulalltag nachhaltiger? Mit dieser Frage beschäftigt sich – nun bereits in der zweiten Auflage – das Sustainable Campus Café. Thema der ersten Veranstaltung dieser Reihe war „Nachhaltigkeit und Digitalisierung“ (Blogartikel dazu hier, Dokumentation hier), die zweite widmete sich „Nachhaltigkeit und Gesundheit“. Angeboten wird das Mitmachformat vom Projekt „Open Sustainable Campus Lab“, eines von insgesamt zehn Teilprojekten von Nucleus Jena. Die einzelnen Café-Veranstaltungen sind stets offen für alle Studierenden und Mitarbeitenden von Ernst-Abbe-Hochschule Jena, Friedrich-Schiller-Universität Jena und Universitätsklinikum Jena. Auch in den kommenden Semestern wird so regelmäßig ein Raum geschaffen für Austausch, Vernetzung und Anstoß schrittweiser Veränderungen im Hochschulalltag. Auf diese Weise werden Hochschulen als Reallabore für die gesellschaftliche Nachhaltigkeitstransformation erlebbar: gemeinsam wünschenswerte Zukünfte ersinnen, Schritte dorthin ausprobieren und dabei erfahren, wie man positive Veränderungen im eigenen Umfeld bewirken kann.

Das zweite Sustainable Campus Café adressierte den doppelten Zusammenhang von Nachhaltigkeit und Gesundheit: Einerseits bilden Gesundheit und Wohlergehen ein eigenes Ziel der UN Sustainable Development Goals, und zunehmend zeigen sich gravierende gesundheitliche Folgen nicht-nachhaltiger Entwicklungen. Andererseits haben die Einrichtungen des Gesundheitssektors selbst einen ökologischen, ökonomischen und sozialen „Fußabdruck“ und sind große Player des Nachhaltigkeitsfeldes. Nachhaltigkeit und Gesundheit als verschränkte Aufgabenbereiche anzugehen erzeugt oft Synergien, mitunter jedoch auch Zielkonflikte. Für Hochschulen und Kliniken sind dabei solche Chancen und Risiken besonders relevant, die mit ihren Rollen als (Aus-)Bildungseinrichtungen, Forschungsstätten, Betriebe und Arbeitgeber verknüpft sind. Die dazu von den Teilnehmenden des Sustainable Campus Cafés vorgeschlagenen und diskutierten Aspekte sind im Folgenden zusammengefasst.

Nachhaltige Infrastrukturen und Prozesse im Gesundheitswesen: Die Teilnehmenden befürworteten umweltfreundliche Baumaterialien wie Holz oder eine Gebäudekühlung durch begrünte Dächer und Fassaden. Letztere hätten zudem positive psychologische Effekte. E-Fahrzeuge, eine Fahrgemeinschaftsbörse sowie eine bessere Fahrradinfrastruktur könnten die Mobilität emissionsärmer gestalten. Der Umweltschutzbericht des Universitätsklinikums Jena wurde als Gute-Praxis-Beispiel für Reporting über erreichte und künftige Ziele im Bereich Ressourceneinsparungen gelobt.

Nachhaltige Alltagspraktiken im Gesundheitswesen: Aus Sicht der Teilnehmenden sollten Nachhaltigkeitskriterien in Beschaffungsrichtlinien integriert werden, doch feste Vorgaben für Beschaffungsprozesse würden dies erschweren. Die gemeinsame Gerätenutzung ließe sich durch eine digitale Plattform, die auch geplante Geräteausfallzeiten abbildet (z. B. wegen Reparaturen oder Softwareupdates), verbessern. Eine Zentralisierung der Patient*innen- und Mitarbeitendeninformationen würde Arbeitsabläufe verbessern und Wartezeiten verkürzen.

Lehrinhalte und Lehrformate: Die Jenaer Hochschulen und das Universitätsklinikum sollten Lehrformate entwickeln, die nicht nur über den Zusammenhang von Nachhaltigkeit und Gesundheit informieren, sondern auch zur Bewältigung der Herausforderungen in diesem Bereich befähigen. Flexible Formate könnten die beiden Querschnittsthemen und entsprechende Schlüsselqualifikationen für Studierende wie Berufstätige erschließen. Dazu gehörten Workshops und Ringvorlesungen sowie idealerweise ein „Studium Integrale“.

Gesünderes Arbeiten und Studieren: Die Umsetzung einer im umfassenden Sinne „gesunden Hochschule“ beginne idealerweise bereits bei Bauplanungen, mit Fokus auf Begrünung, Frischluftzufuhr und Orten für Rückzug und Entspannung ebenso wie für aktive Pausengestaltung. Ergonomische Büro- und Lehrraumausstattung sowie flexible Angebote für mentale und körperliche Gesundheit könnten dies ergänzen. Eine stärkere Verankerung von Mental-Health-Programmen und eine im Alltag gelebte Kultur des gesunden Arbeitens seien wünschenswert.

(Planetary) Health Literacy und gesellschaftliche Transformation: Gesundheitskompetenz ließe sich durch verschiedene Formate fördern, etwa Social-Media-Beiträge, Videoclips, Workshops oder Ringvorlesungen. Hochschulen und Klinikum sollten die Thematik nicht nur beforschen, sondern auch selbst praktische Maßnahmen zur Gesundheitsförderung in ihren Abläufen umsetzen. Insbesondere Menschen in Gesundheitsberufen könnten ihre gesellschaftliche Position nutzen, um für gesunde Arbeitsbedingungen, inklusive der positiven Auswirkungen „alternativer“ Führungsstile, zu sensibilisieren. Letztlich brauche es für organisationsweite Veränderungen aber Ressourcen in der Breite sowie eine – auch von den Führungsebenen ausgehende – gelebte Wertschätzung gesundheitsförderlicher Arbeitsbedingungen und Praktiken.

Hochschulen und Klinikum als Akteure in der Stadtgesellschaft: Es wurde angeregt, Nachhaltigkeit stärker in das Profil der Hochschulen und des Klinikums einzubinden und die Zusammenarbeit mit der Stadt zu intensivieren, etwa durch ein „Nachhaltigkeitsfestival Jena“. Jenas Potenzial zur Förderung der Nachhaltigkeitstransformation solle sichtbarer gemacht werden. Dazu brauche es nicht nur mehr Forschung zu lokal spezifischen Nachhaltigkeitsproblemen, sondern auch eine stärkere Vernetzung der Jenaer Nachhaltigkeitsforschenden untereinander sowie mit lokalen zivilgesellschaftlichen Akteursgruppen.

Diese und weitere Ergebnisse des zweiten Sustainable Campus Cafés sowie Ressourcen zum Thema „Nachhaltigkeit und Gesundheit“ finden Sie in der Dokumentation der Veranstaltung.

Wie geht es weiter?

Das nächste Sustainable Campus Café widmet sich am 15.01.2025 von 17:00-19:00 Uhr im StadtLab Jena dem Thema „Nachhaltigkeit und soziale Gerechtigkeit“. Weitere Informationen dazu werden Ende 2024 u. a. auf der Nucleus-Webseite unter „Veranstaltungen“ bekannt gegeben. Seien Sie schon jetzt herzlich eingeladen! Wir freuen uns auf ihre unterschiedlichen Perspektiven, kritischen Gedanken und vielfältigen Ideen.

Autorin: Dorothee Quade